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Last Chapter written (one of the Best) - I GO HOME!

Ich gehe/fliege nach Hause. Die letzten Wochen hab ich mich dazu entschieden meine Reise zu beenden. Von Beginn an gab es für mich kein konkretes Ziel und verschiedene Gründe führten zu diesem Entschluss. Nach 420 Tagen, seit Anchorage, bin ich vor 2 Tagen in Lima eingerollt! Abschließend gab es nochmal eine knackige 180km Flach-Etappe. Eigentlich wollte ich das ganze in 2 Tagen fahren, aber die letzten 130km entlang der Panamericana waren so trostlos und echt nicht schön, dass ich mich dazu entschied an einem Tag durchzufahren. Die Tage zuvor sahen glücklicherweise ganz anders aus. Es waren mit die besten Momente und Tage der Reise. Ich fand die letzten beiden Berichte schon keine Worte um die grandiosen Landschaften und Erlebnisse zu beschreiben und so geht's mir auch weiterhin. Die letzten Tage/Wochen waren Radreisen, wie es, zumindest für mich, fast nicht schöner, intensiver und größer sein kann. Ich begab mich wieder auf unbefestigte Straßen/Pfade/Wege und stellte sofort fest, wie sehr ich dies zu schätzen und lieben gelernt habe. Der Verkehr reduzierte sich von wenig auf fast Null. Ihr erinnert euch an die Bilder der beiden genialen Wanderung? So ähnlich ging es jetzt weiter, nur auf dem Rad. Diese Weite und Größe der Landschaften hatte ich seit der Great Divide Route in den USA nicht mehr, in diesen Dimensionen, erfahren! Ein Traum!

Vergesst nicht in der Fotoecke vorbeizuschauen, da gibts abschliessend nochmal n paar mehr, weil ich mich nicht entscheiden konnte und die Fotos, wie immer, viel besser das erlebte erzaehlen koennen und einfach der Hammer sind. Hab so viel, wie selten fotografiert und Videos gedreht.

Hier eins davon.

4950m

Die meiste Zeit verlief die Route auf über 4000m. Einmal gings krass bis auf 1300m runter, was dann 1 1/2 Tage Anstieg bis auf wieder 4800m bedeutete. Die ersten 470km hieß es 12.000HM zu überwinden. Jeder der Rad fährt, weiß was das bedeutet. Und das ganze in der Höhe, auf Pisten und "geringfügig" Gepäck war schon eine harte Angelegenheit. Aber geil! Oftmals fragte ich mich, was der Grund für die Straßen ist. Als ich an einer der zahlreichen Minen vorbeikam, war meine Frage beantwortet. Es wird ne Menge Zeug abgebaut. Viele Tage sah ich maximal 5 Autos, manche Tage auch nur 1. Diese waren meist Fahrzeuge der Minen. Ansonsten ab und zu ein Moped oder es kommt jemand vorbeigeritten. Sonst nur ich und die Berge. Viele Tage schaffte ich nur zwischen 50-70km und die Durchschnittsgeschwindigkeit war des öfteren unter 10km/h. Aber diese Ruhe ist einfach genial. Aufgrund dessen, dass diese Route unter Reiseradlern, die meine Begeisterung für diese Art des Reisens teilen, bekannt und relativ populär ist, traf ich die letzten 3 Tagen einige Radler. Ich denk irgendwann werde ich zurueckkehren und die Route zu Ende fahren. Ich erklomm 10 Pässe, meist dtl. Über 4500m und 2 davon waren 4950m hoch. Das waren meine höchsten je gefahrenen Pässe, danach kommen die Chinesischen. Ich muss sagen, trotz dessen das man sich an die Höhe gewöhnt, die letzten 200hm Anstieg vor dem Pass haben es immer nochmal besonders in sich. Aber wenn man auch manchmal denkt, da komm ich nicht an, irgendwann ist man immer wieder oben. Und von dieser Überwindung bin ich, glaub ich, abhängig. Manchmal auf der Reise dachte dich, vor solchen extremen Anstiegen oder ähnlichen Situationen, dass ich keinen Bock mehr hab. Aber nach der Ankunft am Pass und während der Abfahrt ist das schon wieder vergessen und es geht danach an den nächsten Anstieg. Und flach, das hat sich am letzten Tag gezeigt, ist nicht so meins! Wo wir bei Superlativen sind! Ich habe auch mein höchstes Camp meiner Radreisekarriere aufgebaut. Auf 4760m. War auch eine meiner miesesten Nächte. Konnte nicht richtig schlafen und beim wach werden tendierte ich zur leichten Schnappatmung, haha. Natürlich war es auch tüchtig kalt. Aber die Location und der Morgen in dieser waren mal wieder unbeschreiblich. Nach dieser tollen Nacht, dachte ich mir, dass muss besser gehen und versuchte es gleich nochmal auf über 4700m. Das Resultat war nicht deutlich besser, aber der Spot war wieder der Hit. Unkompliziertes Camping in dieser Weite und mit solchen genialen Panoramen gab es selten seit, sagen wir, Mexico oder sogar USA!

Geniales Camping in grossen Hoehen

Der Winter und somit die Trockenzeit hat sich auch durchgesetzt. Jeden Tag scheint die Sonne und die Tage sind warm. Verschwindet die Sonne (meine liebe Sonja) jedoch hinter einer Wolke, oder geht am Ende Tages unter, wird es schnell recht kalt. Am Pass kam ich des öfteren bei 4-8Grad an und aus kurzer Hose und T-Shirt wurde schnell Winter Combo! Das war auch gut so, weil so kam selten benutzte Kleidung, z. B. Winterhandschuhe, zum Einsatz. Und meine gesamte Ausrüstung bekam die letzten Tage ihre volle Berechtigung. Woran ich in Zentralamerika manchmal zweifelte. Wenn man sich die ganze Zeit in solchen Höhen bewegt, freut man sich auf die " warmen" Temperaturen auf 4000m. Was mich immer wieder beeindruckt, sind die Menschen, die unter solchen Bedingungen ihr Leben bestreiten. Das höchstgelegene traditionelle Steinhaus eines Alpakafarmers passierte ich auf 4800m. Es gibt keinen Strom, kein fließendes Wasser(das schon, im Fluss nebenan), die Tage haben das ganze Jahr nur 12h, d.h. lange und kalte Naechte und ein Leben lang Sauerstoffmangel. Gelegentlich kam ich auch durch Ortschaften, die höchste auf 4400m gelegen. Wenn ich mir eine Unterkunft nahm, bestand meine Bettdecke aus 5 Filzdecken, weil Heizung gibt's nicht! Schön mummelig! Und am Morgen bei 6Grad Fruehstueck im Zimmer.

Orte, alle ueber 4300m

Ich muss gestehen, dass ich mich in Kolumbien und Ecuador manchmal etwas durchbeißen musste. Ich war etwas Reisemüde. Diese Müdigkeit ist die letzten Wochen recht schnell verflogen und Peru hat mich sowas von wieder aufgeweckt und begeistert! Jetzt kann man sagen, Aufhören wenn es am Schönsten ist, ist doch super. Aber für jemanden Ungenügsamen, wie mich, funktioniert dieser Spruch nicht. Aber bei solchen Routen koennt ihr nachvollziehen, dass es mir jetzt auch nicht ganz leicht faellt nach hause zu gehen. Seht hier.

Besser geht nicht

Aber die letzten Tage gab es auch einige Zeichen, die mir gesandt wurden. Ich glaub nicht an sowas, evtl ein bisschen, haha! Auf jeden Fall war schon In Ecuador der Flansch der hinteren Nabe gebrochen und somit waren 2 Speichen lose! Vor einer Woche ist noch mehr weggebrochen und ich war die letzten Tage mit 4 losen Speichen im Hinterrad unterwegs! Nach kurzer Justierung lief das Rad. Vor 3 Tagen brach der Cleat vom Clicksystem aus den schon super genutzten Schuhen. Die SD Karte von der Kamera wurde voll, der Reißverschluss an meinem langen Oberteil ging entgültig kaputt und noch weiter Kleinigkeiten.

Ganz klarer Garantiefall! Haha!

Jetzt gibt's noch eine Geschichte, die ich nicht vergessen werde.

Aber vorher noch schnell ein paar Fotos.

3 Fahrtage vor Lima zeigte sich, dass eine Radreise immer für eine Überraschung gut ist oder ich für eine Ueberraschung gut bin. Ich hatte erst vor einer Woche das große Geld und die Kreditkarte , in einer Phase von Verfolgungswahn, an einer neuen Stelle versteckt. Im alten Erdnuss Ziplogbeutel mit den Teebeuteln. Am Vortag war ich schon von 4300m auf 1700m, Richtung Küste, abgefahren. Am Morgen wollte ich mein Frühstück zubereiten und fand den Frühstücksbeutel nicht, dafür aber einen Beutel mit Müll den ich eigentlich am Tag zuvor weggeworfen hatte. Ihr wisst was kommt. Falschen Beutel weggeworfen. Ich erinnerte mich genau an die Stelle. Das Problem : mindestens 90km zurück, alles bergauf und z.t. auf Schotter! Mit dem Rad mindestens 1 Tag. In der Annahme das große Geld zu haben, hatte ich am Vortag alles ausgegeben. Hatte also kein Geld mit Taxi oder Collectivos zu fahren. Ich habe auch eine Ersatzkreditkarte. 3h mit dem Rad das Tal hinunter hätte ich Geld abheben können. Ich wollte aber nicht 150€ und die Kreditkarte in den Sand setzen ohne an den Ort des Missgeschicks zurückzukehren und dem Mülleimer zu kontrollieren. Ich fragte die Besitzer der Unterkunft in dem schäbigen Ort, in dem ich übernachtet hatte, ob sie mir Geld für die Fahrt leihen könnte. Nach kurzer Überlegung willigten Sie ein. Ihr müsst immer bedenken, dass die Leute auf dem Land sehr arm sind. Ich bekam Geld für eine Strecke. 90km, 3x umsteigen und im Ort des Mülleimers Geld alle. Ein Beifahrer hatte mir noch 3€gegeben und Glück gewünscht. Beides hab ich auch noch gebraucht. Nach 3 1/2 h war ich da. Ich rannte zu dem Mülleimer und er war ausgeleert. Ich konnte es nicht glauben. Am Fluss waren Frauen am Wäsche waschen. Ich fragte die Frauen nach dem Müll. Die Frau zeigte auf den Mülleimer. Ich erklärte ihr, dass ich den Müll brauche. Sie zeigte auf einen Hügel auf der anderen Flussseite. Wir gingen zusammen hin und suchten eine Weile, fanden aber nix. Sie schlug vor zu den beiden Frauen zu gehen, die täglich den Müll leeren und zu fragen. Eigentlich wird hier der Müll nicht so ernst genommen, aber weil der Ort etwas touristisch ist, läuft es in diesem Fall anders. Auf dem Weg erklärte sie mir, dass die Frauen brauchbares aus dem Müll suchen. Als die Frau, die an diesem Tag den Müll geleert hatte, nicht da war und erst Abends von der Weide zurück kommen sollte, schwand meine Hoffnung immer mehr! Und ich hatte ja auch kein Geld mehr! Ich ging nochmal zurück zur Müllhalde und suchte nochmal. Und da war sie - die Erdnussziplogtüte! Und inklusive Teebeuteln, Geld und Kreditkarte! Was für ein emotionaler Moment! Wahnsinn! Ich gab der Frau, die mir so geholfen hatte, etwas Geld und nach insgesamt 9h war ich zurück an der Unterkunft, gab den Leuten zum Dank das Doppelte zurück und fuhr noch 2h das Tal hinab um den Tag etwas zu retten! Krasse Story, oder?!

Ort des Geschehens, ganz huebsch! Muell mit der Kohle!

Zurück zum Hauptthema! In Lima eingerollt! Ein Kulturschock, wie er größer nicht sein kann! War ich noch 3 Tage vorher in den Bergen und traf Leute die das einfachste Leben leben, so fühlte ich mich sofort als ob ich in einer europäischen Metropole wäre! Ich ging zum Tourabschluss schick vegan Essen in einem Villengebäude und fühlte mich wie in Leipzig oder Berlin! Saitan Schnitzel, Pilzragout, Kartoffelbrei und Burger hinterher, mit Pommes und 2 Hammer Remouladen!

Wenn einer bei uns von Spalt in der Gesellschaft spricht, oder irgend so was...

Gestern hab ich das beste Eis meines Lebens gegessen! Dann hab ich mich noch mit Uli aus Köthen getroffen! Den ich in Kanada und Ecuador getroffen hatte! Er wurde leider in Peru auf der Panamericana überfallen und hat jetzt 4 Wochen in Lima auf verschiedene Dinge warten müssen! Er fährt bis nach Patagonien weiter.

Was Jens und Sabine aus Gera auf dem Weg nach Singapur fuer mich waren, war Uli auf dieser Reise!

Am 4.7.fahr ich die letzten Meter zum Flughafen und dann muss ich mich einer der größten Herausforderungen dieser Reise stellen - dem Zurückkehren! Ich glaub mehr aus dem Alltag ausbrechen, als auf einer langen Radreise, ist kaum möglich. Umso größer ist der Schritt sich in dem "Alltag" wieder einzufinden. Ist ja nichts neues für mich und ich hoffe, dass die vielen Erlebnisse und das Gesehene mir dabei helfen werden und ich souverän einen tollen Platz finde. Leipzig wird eine kleine Zwischenstation, auf dem Weg zum Leben in den Alpen, werden. Ich bin gespannt, hab auch ein bisschen Schiss, aber bin sehr positiv, dass alles super wird. Abschließende große Worte und so weiter. Nicht so meins.

Happy with Cappy!

Ich war jetzt 25.900km von Anchorage, Alaska, bis nach Lima unterwegs. Dabei hab ich meistens den Weg des größeren Widerstands gewählt, was zu echt heftigen 346.181 Hoehenmetern geführt hat. Das sind im Durchschnitt 1337HM auf 100km. Ausserdem war ich noch 840km wandern. Mit den 4500km in Patagonien, am Anfang der Reise, war ich mehr als 30.000km auf den beiden amerikanischen Kontinenten unterwegs und habe dabei 14 Länder bereist. Es ist schon beeindruckend was mein Körper in dem letzten Monaten geleistet hat und manchmal hab ich das Gefühl mehrere Jahre in einem gelebt zu haben. Zum Glück fühl ich mich nicht um mehrere Jahre gealtert. Habt ihr gewusst das in Lima das Wetter zu 80% grau und neblig ist. Die Sonne scheint nur 20%. Hat irgendwas mit den Humboldt Strom und so zu tun.

Na dann, ab in die Zukunft! Mal schauen was so kommt.

Aber die nächste Woche erstmal zurueck in die Zukunft zum Back to Future Festival. Jihaaaaaah!!!!

What is my future? Werd euch vermissen!

Over and Out!

Ralf/Rolf/Bademeister /Badi/Badolf/Simon/Ralfi....


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