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BYE BYE USA and CANADA, it has been GREAT!

Seit Stunden kaempfe ich nun schon gegen diesen erbarmungslosen Wind an. Die Landschaft ist karg und es geht endlos huegelig dahin. Ich wuerde mir am liebsten den Kopf abreisen, weil ich es nicht mehr ertrage, dass der Wind mir gegen das Gesicht und die Ohren blaest! Immer wieder bekomme ich auch Staubwolken ab. Die Strasse wechselt zwichen ganz ok Schotter, sandig und nervigen Waschbrett. Der Wind blaest mir die Barthaare an die Lippen und einfach alles nervt! Der Wind laesst kurz nach um dann noch staerker zurueckzuschlagen. Musik zu hoeren ist keine Option, da der Wind zu laut ist und man die Musik kaum hoert! Ich weiss das es die naechsten 4h kein Entkommen gibt! Wind ist das einzige Element, welches meine Moral angreifen kann. Aber ich weiss auch das es voruebergehen wird und die meisten Tage super sind! Einfach nur treten und durchhalten! Pie Town wartet auf mich! 2 Tage Pause! Durchhalten!

Nach 120km und 8h kurbeln komme ich leicht frustiert an und ich habe die Strapazen schnell vergessen.

Dies sind die einzigen Situationen in denen ich mich frage, was ich hier mache! Aber wie gesagt, 95% meiner Zeit ist grossartig und manchmal hab ich das Gefuehl, dass allesw so gigantisch ist was ich seh und erlebe, dass ich es kaum fassen oder verarbeiten kann. Gestern als ich die Fotos der letzten Zeit anschaute musste ich mal wieder ne Traene verdruecken, weil ich realisierte was ich die letzten 3-4 Wochen mal wieder erlebt hab!

WAHNSINN! Und ich bin unendlich dankbar dafuer!

Letztens war ich noch mit der Hochzeitsgesellschaft bei den Hotsprings und wie meine Reisen verlaufen haette ich wissen koennen, dass das noch nicht das Ende der Geschichte war! Mein Plan war Samstag weiterzuradeln. Aber in der Nacht kam Zach, der Braeutigam, zu mir ans Lagerfeuer und lud mich zur Hochzeit ein. Da konnte ich natuerlich nicht nein sagen.

Alles lief mega entspannt und improvisiert ab. Viele der Gaeste gingen am Morgen der Hochzeit noch ne Runde Mountainbiken und ich war involviert einen Torbogen aus Birken herzustellen und alles fuer die Zeremonie vorzubereiten.

Spaeter war ich der Einweiser fuer die Gaeste und Zeichengeber fuer einen reibungslosen Ablauf waehrend der Hochzeit!

Was fuer eine Ehre! Dabei hab ich wieder n haufen interessante Menschen getroffen und hatte ne grossartige Zeit!

Danach gings in den Ort zur Party. Da Amy und Zach sich vegetarisch ernaehren gabs beim Buffet auch einige Leckereinen fuer mich.

Als Amys Schwester eine kurze Rede hielt, erwaehnte sie, dass Amy ihr beigebracht hat wie man Fremde zu Freunden macht und da war ich natuerlich ein passendes Beispiel. Grossartig!

Es gab auch eine kleine Bar zur Selbstbedienung und mit 2 Bierfaessern. Ein Fass English Pale Ale ( trinken die Nordamerikaner, hat aber nciht wirklich was mit unseren Bier zu tun) und ein Fass Oktoberfestbier, Haha. Das Ende vom Lied war, dass ich die meiste Zeit die Bar schmiss und Bier zapfte. Es spielte auch eine Bluegrass Band und am Ende schwung ich auch ein wenig das Tanzbein. Zeitweise war ein Wischmob mein Tanzpartner.

Am naechsten Tag hatte ich einen kleinen Kater und meine Therapie war natuerlich Radfahren.

Nach all diesen Erlebnissen war ich voll mit Emotionen, wusste nicht so richtig wohin mit meinen Gefuehlen und war froh ein wenig allein zu sein.

Danke Amy und Zach, hoffe wir sehen uns mal in Europa.

Ein paar tage spaeter bekam ich ne Mail von Amy und sie bedankte sich fuer alles. Ich fragte mich fuer was. Sie fragte mich sogar wo man Geld fuer meine reise spenden kann. Ich antwortete, dass hier niemand ausser mir fuer meine Freizeit spendet.

Diese Selbstlosigkeit und Grosszuegigkeit, welche ich immer wieder erfahre ist unbeschreiblich und wunderbar.

Nach 2 Tagen ueberquerte ich den Colorado River und machte am Ufer Pause. Da kam ein Typ an und fragte mich ob ich Lust haette 3h den Fluss stromabwaerts zu paddeln, allein machts nur halb so viel Spass. Danach mit dem Auto zurueck. Ich sicherte mein Fahrrad und schon war ich mit Gabe und seiner Huendin unterwegs. Wie verstanden uns super, die Landschaft war ein Traum und es gab sogar ein paar aufregende Stromschnellen. Die Erlebnisse hoeren einfach nicht auf! Danke Gabe!

Mein Timing fuer die Mountainbikeroute beinhaltete folgende Faktoren :

- schneefreie Paesse

- milde und nicht heisse Temperaturen

- Ende der Monsunzeit im Sueden

Und was ich vorher nicht wusste, dass die Birken in Colorado diese tolle Herbstfarben haben. Jeder gratulierte mir zum hervorragenden Timing fuer die beste Zeit die megabeeindruckenden gelb, gold, orangen Farben der Baeume zu erleben. Ich haette am liebsten den ganzen tag Fotos gemacht und meine Augen wurden 2 Wochen lang von den Farben umschmeichelt. Hach, wie schoen!

An einen Wochende kam ne Kaltfront von der Kueste. War ich noch bei 15Grad nen 3500m Pass hochgekurbelt, fiel die Temperatur bei der Abfahrt auf 5Grad und den restlichen Tag gabs leichten Schneeregen und am naechsten tag meinen kaeltesten Tag mit -3Grad Starttemeratur und von Schnee gepuderter Landschaft. Es war zwar recht frisch, aber die Landschaft und Atmosphaere hatte was magisches. Und meine dicken Handschuhe kamen zum ersten mal zum Einsatz. Uebrigens war es die Gegend in der ich die Route vom April ( als ich mit meiner Schwester und RogelZmaik unterwegs war) kreuzte, wo wir auch Schnee hatten. In dieser Nacht schlief ich in ner Nature Reserve Toilette, was mal wieder ein genialer plan war. Hervorragend! An diesen Tag vollendete ich auch die 10.000km und knapp 100.000HM.

Die Naechte sind oft recht frisch, knapp ueber Null, aber die tage mild und optimal zum Radeln. Am naechsten Tag war wieder Sonne pur und angenehme 20Grad! Ein Auto stoppte und fragte ob ich platz fuer ein Bier fuer abends haette. Ich sagte ich brauch keinen Platz, ich trink es jetzt. 20 Grad in der Sonne koennen ganz schoen warm sein und ein Bier ist ja ein super isotonisches Getraenk.

Zwichen den Bergen geht es z.T. durch wuestenaehnliche Canyonlandschaften, was ne super abwechslung ist. Bin jetzt auch schon laenger in New Mexiko und Wasser wurde immer mehr zum Problem. An manchen Tagen hab ich 8L H2O transportiert, weil viele Flusse und baeche ausgetrocknet sind und die Wasserbeschaffung oft nicht gesichert ist. Es ist kein gutes Gefuehl, wenn das Wasser zur Neige geht. Dann wird nur noch schluckweise getrunken. In solchen Situationen wird mir unser Wohlstand bewusst und ich musste an die Menschen denken fuer die sauberes Trinkwasser nicht selbstverstaendlich ist. Nachschub gibt es manchmal von Quellen oder Wasserspeichern fuer Rinder. Der Wassergehalt von Obst und Gemuese bekommt auch viel groessere Bedeutung. Wieviel intensiver ein Apfel schmecken kann, wenn man weiss das es der letzte die naechsten tage ist und das wasser knapp ist, super Erfahrung. Mir werden auf diesem Trip so viele Dinge und ich bekomme eine neue Sichtweise auf Vieles. Es ist schoen bewusster zu leben und zu erleben.

Speicher neben Brunnen Wie im Woodys, erstes Bad nach 10Tagen

Zurueck zu Pie Town. Nach einen meiner mental haertesten Tagen kam ich in Pie Town an. Jeder Wanderer und Radfahrer kennt diesen 50EW Ort irgendwo in nirgendwo. Er ist bekannt fuer seinen Kuchen und hat 3 Cafes, die Kuchen verkaufen.

Hier lebt Nita, 68 Jahre alt. Sie lebte lange Zeit im Ort, lebt aber seit 10 Jahren auf einer Farm in der Naehe. Das Haus hat sie behalten und es steht seit dem fuer Wanderer und Radler offen. Sie fuellt sogar immer das Gefrierfach mit Pizzas und anderen Sachen auf und in der Kueche gibt es ne Menge Zutaten zum kochen. Man kann duschen, Waesche waschen und sich einfach nur wohlfuhlen.

Ist das nich Unglaublich, das es solche Plaetze gibt. Es heisst Toasterhouse, weil es mit ner Menge Toastern verziert ist.

Es ist der treffpunkt ner Menge interessanter, verrueckter Menschen. Ich traf eine Frau die 13.000km durch die USA laeuft und Leute befragt, nach ihrer Meinung, was man zum Gluecklich sein braucht. Sie startete auf der Bank auf der Forest Gump mit seiner Schokoladenschachtel sass. Da musste ich mein gelbes Shirt rausholen mit dem shit happens Logo. Was fuer ein Zufall.

Hatte die letzten Tage auch die 2 Maedels widergetroffen, mit denen ich am Anfang unterwegs war. Sie waren auch mit im Toasterhouse. Ich suchte Zutaten zusammen und kochte fuer alle, was ich ja super gerne mach. Alle waren vom Kartoffelbrei mit Muskat begeistert. kennt man hier nicht.

Winen Tag spaeter kam ein 25jaehriger Wanderer, der alle 3 grossen Wanderungen der USA in einen Jahr wandert. Er ist seit 240Tagen und 11.000km unterwegs. Das sind im Schnitt 46km, Wahnsinn. Dann kamen noch 2 Englaender dazu, die die MTB Route fahren. Sie sind auch schon durch Alaska gepaddelt. Das witzige war, das beide Aerzte sind. Es ist gefaerlich so viele interessante Leute zu treffen, da ich dadurch immer wieder neue Ideen bekomme. Besonders war auch das wir ne Rundtour durch Pie Town von Nita bekamen. Ich erwartete das wir nach ner halben h zurueck sind. Letztlich waren wir 3h unterwegs und bekamen nur verrueckte und interessant Geschichten zu hoere.

Im Cafe erfuhr ich das ich auf Bestellung einen veganen Pie bekommen koennte. Das war natuerlich muss und bevor ich weiterfuhr gabs am naechsten tag nen koestlichen Beerenmixkuchen.

Im Cafe traf ich noch die 83 jaehrige Maria und sie schenkte mir eine Kette, welche ihr 55 jaehriger indianischer "Mouseman" hergestellt hat.

Das heisst : I had some great Pie!!!!!

Nachdem ich Pie Town schweren Herzens verlies war mein naechster Stop Silver City. Letzter Versorgungspunkt vor Mexiko.

Das erste mal seit kanada war ich erfolgreich mit warmshowers und bin nun seit 2 Tagen in der WG von Jamie untergebracht.

Jamie besitzt das Haus, ist Professor und ist die 4200km der Great Divide, vor ein paar Jahren in, 20Tagen geradelt und kam erst von 4 Monaten quer durch die USA, mit seiner Freundin, zurueck. Die beiden Englaender sind auch seit gestern wieder da und noch ein aelterer Radler aus Schweden hat fuer eine Nacht hier geschlafen. Hab gestern fuer alle Linseneintopf gekocht, heut gibts Bolognese!

Als ich am Samstag Richtung Silver City unterwegs war, fuhr ich ein relativ langes Stueck Asphalt und traf einige Rennradler eines Jedermann Rennens. Auf meiner Route lag auch die Ziellinie und da ich wie gewohnt ne super Performance abgeliefert hab bekam ich als kleine Ehrung eine Biermarke, die ich zur Rennparty einloesen durfte. Also ging ich am fruehen Abend ins Pub. Dort bekam jeder Teilnehmer ein Los und ich gewann sogar noch eine isolierte Trinkflasche von Camelbak. Danach bekam ich noch Biermarken geschenkt und hatte nen schoenen Abend mit verschiedenen Menschen und Livemusik.

Nun bin ich am Ende meines USA und Kanada Abschnitts. Ich muss sagen das die Great Divide MTB Route mich ordendlich gefordert hat. Bin ueber ne Menge Berge drueber und der Belag hat z.T. Fahrrad und Maschine alles abverlangt. Die Landschaften, die ich gesehen hab sind groesser und weiter als ihr euch vorstellen koennt, einfach gigantisch. Die Great Divide fuehrt nicht zu oft an den bekannten Superhighlights des Westens vorbei, aber die Abgelegenheit der Strecke ist das Highlight und die Wildnis die man erlebt. In der Kombination mit den 4Wochen Roadtrip kann ich sagen, das ich so ziemlich alles gesehen und erlebt hab und bin mehr als zufrieden mit den letzten 5Monaten auf dem Rad.

Mexiko kann kommen. Die Herzlichkeit, Gastfreundlichkeit, Hilfsbereitschaft usw. die mir entgegengebracht wurde war wunderbar.

Ab Mexiko wird meine Reise nochmal neu beginnen, v.a. wegen der Sprachbarriere. Nachdem ich es so genossen habe mit dem Menschen zu sprechen ist meine Motivation hoch spanisch zu lernen und ich hab die letzten Wochen schon etwas damit begonnen.

Nach den Erlebnissen in Argentinien hab ich etwas Bammel / Respekt, bin aber davon ueberzeugt das auch hier die meisten Menschen grossartig sind und hab bis jetzt nur gutes von anderen Radlern gehoert. Ich bin aufgeregt ueber die neuen Abenteuer die mir bevorstehen und freu mich darauf ein neues Land und eine neue Kultur zu entdecken.

Ihr muesst mir die Daumen druecken, dass meine Reise weiter so traumhaft verlaeuft.

Jetzt werd ich meinen Reifen flicken, Sachen packen, mich in der Kueche vergnuegen und den Abend mit den Jungs und Maedels geniesen.

Morgen gehts dann weiter und schon bald heisst es wieder " Buenos Dias!"

Ich hoff ihr hab Spass beim lesen und Euch allen gehts gut. Ich freu mich immer was aus der Heimat oder den Blog betreffend zu hoeren.

Wenn ihr mal was zu meiner Reise wissen wollt, duerft ihr auch gerne fragen.

Die Fotos gibts wie im in der Fotosektion.

Ich hoff ich hab nix vergessen und das ihr etwas meine Emotionen nachempfinden koennt.

Uebrigens hab ich letztens nen Roadrunner gesehen und ihr duerft 3x raten, was er gemacht hat.

Bis bald und ein dickes OI!

Euer Ralf / Rolf / Bademeister / Badi/ Badolf / Simon / Ralfi / usw....


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